Ostern


Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hin zu gehen und ihn zu salben.  Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging.  Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? (Markus 16, 1-3)

Die Frauen wollen Jesus einen letzten Dienst erweisen und stellen sich diese Frage: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

Du spürst: Hinter der Frage steckt mehr: Wer wälzt mir den schweren Stein von meines Grabes Tür?

Das sind andere Steine. Du kennst sie:

Steine, die so schwer sind, dass ich sie selbst nicht bewegen kann. Probleme, die so groß sind, dass ich nicht sehe, wie ich sie bewältigen soll. Leiden, dass so hart ist, dass ich nicht weiß, wie ich es aushalten soll.

Wer wälzt mir den Stein weg von meiner Beziehungstür?

Von meiner beruflichen Tür? Von der Tür, die zu mir selbst führt?

Und die Frauen sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da, die Stätte, wo sie ihn hinlegten.

Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; sie zitterten und waren ganz außer sich. Und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.

 (Markus 16, 4-8)

Das Licht brennt. Eine kleine Flamme. Aber stark genug, das Dunkel zu vertreiben. Mitten im Dunkel, führt jemand die Frauen hinaus aus der Dunkelheit.

Und dennoch fürchteten sie sich.

Denn: Ostern braucht Zeit. Ostern lässt sich nicht anknipsen wie eine Lampe. Die Freundinnen Jesu haben sich umgewandt vom Grab weg und sind ins Leben hineingelaufen. Und erst langsam waren sie bereit, das Erlebte zu glauben und anderen zu erzählen.

Ich glaube an die tägliche Auferstehung:

Glückliche, wenn auch oft flüchtige Auferstehung aus dem matten Alltag, aus Kummer, Qual, schlechter Laune, Hetze oder Stress.

Wenn Schmerz plötzlich nachlässt, Leid für Momente im Hintergrund verschwindet.

Wenn ein Lächeln umwirft, ein Gesicht bestrickt, Thymian duftet, Rosmarin blassblau blüht, Wolken aufreißen, Meisen zwitschern, die Tomatenpflänzchen auf der Fensterbank langsam gedeihen.

Unverhofftes Wiedersehen, unerwartetes Lob, erlösende Nachricht, eine geniale Idee, ein gelungener Witz, duftender Kaffee, ein kühles Bier an heißen Tagen.

Wenn eine Melodie verzaubert, eine Geschichte in Bann schlägt, wenn man den Job kriegt nach tausend Bewerbungen, mit Freund*innen fröhlich feiert, sich unsterblich verliebt –

dann ist für kurze oder lange Augenblicke ein Stückchen vom

Himmel auf Erden. Und man wünscht sich, so möge es immer bleiben.

Auferstehung -vor dem Tod- kann jede und jeder erleben.

Und nach dem Tod?

Das können wir getrost Gott überlassen!

Ruf es laut!

Der Herr ist auferstanden!

Er ist wahrhaftig auferstanden!

Halleluja!

Beitrag: Johannes Nolte

Fotos: PxHere und Johannes Nolte

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